Anrede unter Kollegen: Duzen, Siezen und Gendern

Anrede unter Kollegen: Duzen, Siezen und Gendergerecht kommunizieren

Die Anrede unter Kollegen spielt in der Arbeitswelt eine zentrale Rolle. Sie prägt nicht nur die Beziehungen im Kollegium, sondern ist auch ein Spiegelbild von Professionalität und Unternehmenswerten.

In diesem Artikel werden wir uns eingehend mit den verschiedenen Anredeformen befassen, von traditionellen Formen bis hin zu gendergerechten Ansätzen. 

Unser Ziel ist es, Ihnen praktische Tipps an die Hand zu geben, wie Sie durch eine angemessene Anrede einen respektvollen und wertschätzenden Umgang am Arbeitsplatz fördern können.

Infografik: Regeln in der Ansprache unter Kollegen - Du, Sie und Geschlechterneutrale Form erklärt

Kriterien für das Du und Sie im Kollegium

Die Wahl zwischen dem Sie und Du kann komplexe soziale Dynamiken im Arbeitsumfeld widerspiegeln. Die Entscheidung dafür oder dagegen sollte daher nicht leichtfertig getroffen werden.

  • Siezen ist in Deutschland traditionell die sicherere Variante, vor allem wenn es um den Umgang mit Menschen geht, die man nicht gut kennt oder die in einer hierarchischen Position über einem stehen. In einem formellen Berufsumfeld ist das Sie auch heute noch die gängige Wahl.

  • Duzen bietet sich an, wenn eine ungezwungene oder vertraulichere Atmosphäre gewünscht ist. In vielen modernen Unternehmenskulturen, besonders in der Start-up-Szene oder in kreativen Branchen, ist das Du bereits die Norm. Hier symbolisiert das Du eine flache Hierarchie und ein kollegiales Miteinander.

  • Es gibt auch diverse Regeln zu beachten. So gilt beispielsweise in manchen Unternehmen, dass das Du von einer ranghöheren Person angeboten werden muss.

Eine sorgfältige Abwägung der Unternehmensrichtlinien und der individuellen Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen ist unerlässlich, um die passende Anredeform zu wählen.

Sprachgebrauch und der Kontext für die Anrede

Die Anrede, die Sie wählen, sendet bestimmte Signale an Ihre Kollegen und kann maßgeblich zur Stärkung oder Schwächung von Arbeitsbeziehungen beitragen.

  • Der Kontext, in dem die Anrede verwendet wird, ist entscheidend. In einer E-Mail ist beispielsweise ein offizieller Ton mit „Sehr geehrte/r… " oder „Liebe Kolleginnen und Kollegen …“ angebracht, während in einem informellen Gespräch ein „Hi“ oder „Hallo“ ausreichen kann.

  • Zur Vereinfachung und Vermeidung einer geschlechterspezifischen Anrede, ohne ganze Gruppen zu exkludieren, kann eine geschlechterneutrale Form wie „Liebes Team“ oder „Geehrte Anwesende“ verwendet werden.

  • In multinationalen Unternehmen oder solchen mit einer sehr diversen Belegschaft sollte besonders auf eine sensible und inklusive Anrede geachtet werden, um niemanden auszuschließen oder unabsichtlich Respektlosigkeit zu signalisieren.

Herausforderungen und Möglichkeiten der Anrede im Plural

Eine inklusive Anrede unter Kollegen im Plural zu formulieren, kann im deutschen Sprachraum besonders herausfordernd sein, da die Sprache traditionell lediglich zwischen femininen und maskulinen Formen unterscheidet. In einer immer vielfältiger werdenden Arbeitswelt suchen Unternehmen jedoch nach Möglichkeiten, alle Geschlechter in der Kommunikation zu berücksichtigen.

  • Eine Herausforderung besteht darin, eine Balance zwischen dem Wunsch nach inklusiver Sprache und der Lesbarkeit der Texte zu finden. Lange, verschachtelte Formulierungen können den Lesefluss stören und von der eigentlichen Botschaft ablenken.

  • Zu den Möglichkeiten, eine geschlechtergerechte Kommunikation zu fördern, gehört die Verwendung von neutralen Formulierungen, wie zum Beispiel „Alle Teammitglieder“ anstelle von „Alle Kollegen und Kolleginnen“.

  • Ein weitverbreitetes und anerkanntes Mittel ist das sogenannte Gendersternchen, das genutzt wird, um alle Geschlechtsidentitäten anzusprechen: „Liebe Kolleg*innen“.

  • Darüber hinaus gibt es alternative Formen wie den Gendergap („Kolleg_innen“) oder den Doppelpunkt(“Kolleg:innen“), die ebenfalls darauf abzielen, keine Geschlechter zu exkludieren.

Die Evolution des Genderns im beruflichen Kontext

Die gendergerechte Sprache ist ein dynamisches Feld, das die Veränderungen in der Gesellschaft und die zunehmende Anerkennung verschiedener Geschlechtsidentitäten reflektiert. Im betrieblichen und Kollegenschaft Umfeld ist ein sensibler Umgang mit Sprache essenziell, um Zugehörigkeit und Respekt zu signalisieren.

Geschlecht in der Sprache – von „Kunde“ bis „Person“

Die Benennung von Personen und Berufsbezeichnungen ist ein kritischer Punkt, wenn es um geschlechtergerechte Sprache geht. Traditionell maskuline oder feminine Begriffe werden zunehmend durch genderneutrale oder genderinklusive Alternativen ersetzt:

  • Anstelle von „Kunden“ und „Kundinnen“ gewinnt die Bezeichnung „Kundschaft“ oder „Kund:innen“ an Beliebtheit.

  • Statt „Mitarbeiter“ oder „Mitarbeiterinnen“ kann die allumfassende Form „Team“ oder „Belegschaft“ verwendet werden, was jegliche geschlechtliche Spezifikation vermeidet.

Diese Entwicklung erfordert nicht nur ein Umdenken in der Wortwahl, sondern auch eine Sensibilität für die möglichen Interpretationen der Sprache durch unterschiedliche Personengruppen. Es ist ein Prozess, der oft mit intensiver Diskussion und Reflexion verbunden ist, aber auch neue Perspektiven eröffnet.

Neue Formen der geschlechtergerechten Sprache

Mit dem Gendersternchen, dem Gendergap, dem Doppelpunkt und dem Binnen-I gibt es eine Reihe von Methoden, um geschlechtergerechte Sprache umzusetzen. Diese Elemente im Sprachgebrauch haben das Ziel, alle potenziellen Identitäten einzuschließen und Sichtbarkeit für nichtbinäre Personen zu schaffen.

Zunehmend werden auch Alternative Schreibweisen populär, wie zum Beispiel „Alle“ anstelle von „Alle Männer und Frauen“ oder die Verwendung von Personenbezeichnungen in der Einzahl („Studierende“ statt „Studenten/Studentinnen“).

Gesellschaftlicher Wandel und sein Einfluss auf den Sprachgebrauch

Die Art und Weise, wie wir über und mit Geschlechtern sprechen, ist untrennbar mit den Wertevorstellungen einer Gesellschaft verbunden. Das Gendern in der Sprache führt vor Augen, dass eine ausschließlich binäre Auffassung der Geschlechter der Realität vieler Menschen nicht gerecht wird. Gendergerechte Sprache ist somit auch ein Ausdruck des sozialen Wandels und der Anpassung an ein modernes Verständnis von Gender und Diversität.

Praktische Umsetzung im Unternehmensalltag

Um gendergerechte Sprache im beruflichen Alltag erfolgreich zu implementieren, bedarf es nicht nur Richtlinien, sondern auch praktischer Alltagstipps, die Ihnen helfen können, inklusiv und angemessen zu kommunizieren.

Die aktive Nutzung gendergerechter Sprache signalisiert Wertschätzung und Respekt gegenüber allen Mitarbeitenden und kann die Unternehmenskultur maßgeblich prägen.

Geschlechtergerechte Sprache in E-Mails und Dokumenten

E-Mails und offizielle Dokumente sind oft die Visitenkarte eines Unternehmens.

Eine bewusste Nutzung gendergerechter Sprache kann dazu beitragen, einen positiven ersten Eindruck zu vermitteln:

  • Beginnen Sie E-Mails mit einer neutralen Anrede wie „Sehr geehrte Mitarbeitenden“, „Sehr geehrte Teammitglieder“ oder „Liebe Alle“, um niemanden auszugrenzen.

  • Vermeiden Sie generische Maskulina und nutzen Sie stattdessen geschlechtsneutrale Bezeichnungen oder gendern Sie bewusst. So wird aus „Sehr geehrter Kunde“ ein inklusiveres „Sehr geehrte Kund:innen“ oder „Sehr geehrte Kundinnen und Kunden“.

  • Achten Sie darauf, gendergerechte Titel und Berufsbezeichnungen konsequent zu verwenden, um konsistent und glaubwürdig zu bleiben.

Eine gendergerechte Sprache in der schriftlichen Kommunikation gibt oft den Ton für die Unternehmenskultur an und hilft dabei, ein inklusives Umfeld zu schaffen.

Beispiele und Optionen für gendergerechte Personenbezeichnungen

Gendergerechte Personenbezeichnungen zu finden, kann zunächst herausfordernd sein, doch mit ein wenig Übung gelingt es, sie organisch in den Sprachgebrauch zu integrieren:

  • Anstelle von „die Mitarbeiter“ kann die Formulierung „unsere Belegschaft“ oder „das Team“ verwendet werden.

  • Bei Ankündigungen eignet sich „die Studierenden“ oder „die Teilnehmenden“ statt „Studenten und Studentinnen“ oder „Teilnehmer und Teilnehmerinnen“.

  • Bei Stellenausschreibungen soll auf Formulierungen wie „m/w/d“ (männlich/weiblich/divers) oder die vollständige Ausformulierung „männlich, weiblich, divers“ geachtet werden.

Es ist essenziell, dass alle Mitarbeitenden die praktizierten Formen kennen und diese auch anwenden, um deren Wirksamkeit und die Inklusion aller Geschlechter zu gewährleisten.

Regel und Ausnahmen in Form und Sprache

Auch wenn das Streben nach einer inklusiven Sprache hoch ist, muss auf eine sinnvolle Anwendung geachtet werden. 

Regeln zu formen und eventuelle Ausnahmen zu definieren, helfen dabei:

  • Überlegen Sie bei jeder Formulierung, ob sie zur besseren Verständlichkeit und Lesbarkeit des Textes beiträgt oder nicht.

  • Es dürfen auch Ausnahmen gemacht werden, wenn zum Beispiel spezifische Personengruppen angesprochen werden müssen oder wenn die genderneutrale Formulierung den Inhalt verfälschen würde.

Einer der Schlüsselpunkte ist die Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeitenden im Umgang mit gendergerechter Sprache. Regelmäßige Trainings können dabei unterstützen, Unsicherheiten abzubauen und die sprachliche Kompetenz zu stärken.

Fehler vermeiden und bewährte Methoden anwenden

Der bewusste Einsatz von gendergerechter Sprache im Unternehmenskontext ist ein Prozess, der neben gutem Willen auch eine gezielte Planung erfordert. Es ist wichtig, mögliche Schwierigkeiten zu antizipieren und durch bewährte Methoden (Best Practices) die Anwendung zu erleichtern. Dies trägt maßgeblich dazu bei, inklusive Kommunikation als Norm im Unternehmen zu etablieren.

Die Wichtigkeit der Konsistenz und Absicht beim Gendern

Die Glaubwürdigkeit in der Verwendung gendergerechter Sprache hängt stark von der Konsistenz der Anwendung ab.

Hierbei ist es wichtig:

  • Einheitliche Richtlinien zu erstellen und diese im gesamten Unternehmen zu kommunizieren.

  • Darauf zu achten, dass die gendergerechte Sprache in allen Unternehmensbereichen und auf allen Ebenen gleich angewendet wird.

  • Die Absicht hinter der Verwendung geschlechtergerechter Formulierungen transparent zu machen, um Missverständnissen vorzubeugen und die Mitarbeitenden für die Bedeutung hinter diesem Wandel zu sensibilisieren.

Gendergerechte Sprache als Teil der Unternehmensidentität

Der Einsatz von gendergerechter Sprache sollte nicht als kurzfristige Maßnahme, sondern als Teil der langfristigen Unternehmenskultur verstanden werden:

  • Indem Teams geschult und fortlaufend informiert werden, kann gendergerechte Kommunikation als Teil der Unternehmensidentität verankert werden.

  • Sprachliche Inklusion sollte sich nicht nur auf interne Prozesse beschränken, sondern auch in der externen Kommunikation mit Kunden, Partnerunternehmen und in der Öffentlichkeitsarbeit spiegeln.

Das Fazit – Best Practices für eine inklusive Anrede unter Kollegen

Zum Schluss möchten wir Ihnen einige Best Practices zusammenfassen, die es Ihrem Unternehmen erleichtern können, eine Kultur der Inklusion und Wertschätzung zu leben:

  • Regelmäßige Workshops oder Informationsveranstaltungen zum Thema Sprachinklusion durchführen.

  • Einen Sprachleitfaden entwickeln und für alle Mitarbeitenden zugänglich machen.

  • Die Mitarbeitenden ermutigen, aktiv Feedback zu geben und an der weiteren Ausgestaltung der Richtlinien mitzuwirken.

  • Einen Unternehmens- oder Abteilungsbeauftragten für Diversität und Inklusion ernennen, die oder der als Ansprechpartner*in dient und die Implementierung gendergerechter Sprache unterstützt.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass eine inklusive Anrede unter Kollegen einen signifikanten Beitrag zu einem respektvollen und wertgeschätzten Arbeitsklima leistet. Während die Einführung von gendergerechter Sprache mit Herausforderungen verbunden sein kann, zeigt die Praxis, dass mit Geduld, Konsistenz und einem offenen Dialog die positiven Effekte auf die Unternehmenskultur die Bemühungen wert sind.

Häufig gestellte Fragen zur inklusiven Anrede unter Kollegen

Warum ist gendergerechte Sprache am Arbeitsplatz wichtig?

Gendergerechte Sprache ist wichtig, da sie dazu beiträgt, alle Geschlechtsidentitäten anzuerkennen und ein inklusives Arbeitsumfeld zu schaffen. Sie spiegelt eine Kultur der Respektierung individueller Identitäten wider und kann helfen, Diskriminierung und Vorurteile zu reduzieren.

Was ist eine genderneutrale Anrede und wann sollte sie verwendet werden?

Eine genderneutrale Anrede vermeidet spezifische geschlechtliche Zuordnungen und schließt somit niemanden aus. Sie sollte immer dann verwendet werden, wenn man auf eine inklusive, respektvolle und moderne Unternehmenskultur Wert legt oder die spezifischen Geschlechtsidentitäten einer Person oder Gruppe nicht bekannt sind.

Was sind Beispiele für genderneutrale Anreden?

Beispiele für genderneutrale Anreden sind Formulierungen wie „Sehr geehrte Personen“, „Liebe Anwesende“, „Geehrtes Team“ oder „Liebe Gäste“. Diese Formulierungen sind inklusiv und stellen sicher, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt.

Welche Symbole und Methoden gibt es für gendergerechtes Gendern?

Zum Gendern werden in der deutschen Sprache verschiedene Symbole verwendet. Das Gendersternchen (*), der Gendergap (_), der Doppelpunkt (:) und das Binnen-I sind die geläufigsten Methoden, um eine Sprache zu schaffen, die alle Geschlechter anspricht und sichtbar macht.

Wie reagiere ich als Führungskraft auf Widerstand gegen gendergerechte Sprache im Unternehmen?

Als Führungskraft ist es wichtig, für Fragen und Bedenken offen zu sein und den Dialog zu fördern. Schulungen und Workshops können helfen, Unsicherheiten zu beseitigen und das Verständnis für die Wichtigkeit von inklusiver Sprache zu stärken. Es sollte betont werden, dass der Respekt gegenüber jeder einzelnen Person im Vordergrund steht.

Kann die Verwendung von gendergerechter Sprache die Unternehmenskultur beeinflussen?

Ja, durch die Verwendung von gendergerechter Sprache kann eine Unternehmenskultur aktiv gestaltet werden, die Diversität und Inklusion fördert. Indem alle Mitarbeitenden sich gesehen und respektiert fühlen, kann dies zu einer verbesserten Moral und verstärkter Teamarbeit führen.

Sind genderneutrale Anreden auch für Kundenkommunikation relevant?

Absolut, genderneutrale Anreden sind nicht nur intern wichtig, sondern spielen auch in der Kundenkommunikation eine große Rolle. Sie tragen dazu bei, dass sich alle Kund*innen angesprochen und wertgeschätzt fühlen – ein essenzieller Aspekt für Kundenzufriedenheit und Markentreue.

Bild: (© Friends Stock – stock.adobe.com)

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