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Feedback an den Chef geben

Feedback an den Chef geben

Häufig ist die Hemmschwelle, dem Chef Feedback zu geben, groß. Den inneren Konflikt: „Soll ich etwas sagen oder nicht“ kennen wohl die meisten.

Viele Angestellte stören sich am Verhalten Ihrer Führungskräfte, würden sie aber nie darauf ansprechen. Oft äußern Mitarbeiter ihre Kritik und ihren Ärger nur unter Kollegen.

So staut sich bei den Mitarbeitern Frust an. Dem Chef persönlich die Meinung zu sagen, könnte zu negativen Konsequenzen führen und erfordert daher Mut. Ein gutes Feedback kann allerdings weit mehr als eine Chance sein.

Auch Vorgesetzte machen Fehler oder irren sich und können mit Ihrem Verhalten den Mitarbeitern die Freude an der Arbeit nehmen. Oft realisieren Führungskräfte diese Situation und Entwicklung gar nicht und merken nicht, was sie besser machen könnten oder wo unrealistische Erwartungen herrschen.

Daher ist ein offener Dialog wichtig und Sie sollten nicht davor zurückschrecken, Feedback zu geben. Leider steht nicht jeder Chef einem Feedback von Mitarbeitern offen gegenüber und Führungskräfte geben nicht gerne Fehler zu.

  • Wie gebe ich meinem Chef Feedback?

  • Wann ist der optimale Zeitpunkt für ein Gespräch?

Wie Sie Ihrem Chef souveränes Feedback geben können, was wichtige Voraussetzungen dafür sind und geeignete Formulierungen erfahren Sie in unserem Artikel.

Warum ist Feedback wichtig?

Eine positive Kommunikationskultur ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für zufriedene Mitarbeiter und eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Man sollte sich von seiner Führungskraft wahrgenommen und ernst genommen fühlen, so wie wertgeschätzt werden.

Feedback ist ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten und sollte regelmäßig stattfinden. Feedback hilft, Missverständnisse aufzuklären, Ziele zu kommunizieren und die Arbeitsbeziehung zu verbessern.

Vorgesetzte benötigen Rückmeldungen, um ihre eigenen Leistungen zu überprüfen und sich weiterzuentwickeln.

Wenn Mitarbeiter ihren Vorgesetzten kein Feedback geben, können sie nicht wissen, was gut läuft und was verbessert werden muss. Das Fehlen von Feedback kann auch dazu führen, dass Vorgesetzte frustriert sind und das Arbeitsklima verschlechtert wird.

Mitarbeiter sollten daher offen und ehrlich sein, wenn sie mit ihrem Vorgesetzten sprechen. Sie sollten aber auch respektvoll sein und sich daran erinnern, dass ihr Vorgesetzter letztlich die Verantwortung für die Abteilung trägt.

Die meisten Führungskräfte schätzen Mitarbeiter, die Position beziehen. Ein kritischer Mitarbeiter ist ein Mitarbeiter, der mitdenkt. Wenn Sie Ihren Vorgesetzten dazu anregen, Entscheidungen zu überdenken, Abläufe zu verbessern oder sich seinem Team gegenüber anders zu verhalten, zeigt es, dass Sie sich Gedanken machen und nicht nur blind Ihre Arbeit befolgen.

Voraussetzungen für ein gutes Feedbackgespräch

Es gibt einige Bedingungen, die Sie beachten sollten, dass es zu einem guten Feedbackgespräch kommt und Ihr Feedback erfolgreich ist.

  • Geben Sie ein Feedback nicht vor anderen Kollegen und Anwesenden, sondern immer in einem privaten Gespräch unter vier Augen. Sorgen Sie für eine vertrauliche Atmosphäre.

  • Sie sollten darauf achten, ein Feedback nicht aus einer Emotion heraus zu geben, sondern in einem ruhigen, sachlich neutralen Moment.

  • Bereiten Sie sich gut auf das Feedback vor. Es ist die Grundlage für ein erfolgreiches Gespräch. Machen Sie sich vorher Gedanken, was Sie mit dem Gespräch erreichen und was Sie mitteilen möchten. Bringen Sie Ihre Kritik auf den Punkt.

  • Das Ergebnis des Gesprächs sollte eine Lösung sein und nicht, dass Sie bei Ihrem Gesprächspartner ein schlechtes Gefühl hinterlassen.

  • Klären Sie die Bereitschaft Ihres Chefs für ein Feedback im Voraus. Finden Sie heraus, ob es der richtige Zeitpunkt ist, um Ihrem Chef Feedback zu geben. Denn wenn Ihr Vorgesetzter nicht bereit und offen für ein Gespräch ist, wird es bei ihm auch nicht ankommen. Suchen Sie sich eine Situation, in der Sie sich sicher fühlen und Ihr Chef Zeit hat. Wenn Ihr Anliegen sehr bedeutsam ist, sollten Sie einen Termin für eine Besprechung vereinbaren.

    Ein möglicher Einstieg, um die Bereitschaft zu klären, könnte sein:

    Herr/ Frau _____ , ich habe den Eindruck, dass offene Kommunikation Ihnen und dem Unternehmen wichtig ist. Wenn es von Seiten der Mitarbeiter einige Optimierungsvorschläge gibt – wären Sie dafür offen?

    Offene Kommunikation ist ein wichtiger Wert unserer Unternehmensphilosophie. Als Mitarbeiter erkennt man häufig schneller, wenn sich Chancen zur Verbesserung ergeben. Wären Sie offen, dies zu besprechen?

  • Wenn Sie den Wunsch, das Wohl des Unternehmens verbessern zu wollen, deutlich machen, nimmt dies den Druck Ihres Gesprächspartners, dass es an ihm liegt und er sich verbessern muss.

  • Gehen Sie auf das Ego Ihres Gegenübers ein. Viele Führungskräfte wollen den Schein wahren, dass sie unfehlbar sind. Es braucht Mut, Schwäche zu zeigen und Selbstzweifel zuzulassen und Kritik anzunehmen. Überlegen Sie sich: Welche Kritikpunkte möchte ich meinem Chef sagen? Wie wird er darauf reagieren? Nehmen Sie die Perspektive der anderen Person ein und überlegen Sie sich vorher eine Strategie, wie Sie mit solchen Reaktionen Ihres Chefs umgehen, um zum Ziel zu gelangen.

8 Tipps für das Feedbackgespräch

  1. Zeigen Sie Ihrer Führungskraft gegenüber Respekt. Das Feedback sollte wertschätzend sein und ohne Unterstellungen und Anschuldigungen. Das Gespräch sollte lösungsorientiert sein und nicht vorwiegend negativ.

  2. Vertreten Sie Ihre eigene Meinung klar und inhaltlich nachvollziehbar und machen Sie Ihre Erwartungen an Ihre Führungskraft und eine gute Zusammenarbeit transparent.

  3. Gute Argumente sind Zahlen und Fakten

  4. Vermeiden Sie Pauschalisierungen wie „immer“, „nie“ oder „jedes Mal!“. Das kann dazu führen, dass sich Ihr Gesprächspartner versucht, das Feedback abzuwehren und sich zu verteidigen, was zu einem Streitgespräch führen kann.

  5. Achten Sie darauf, den richtigen Ton zu treffen. Treten Sie selbstbewusst und bestimmt auf, aber bleiben Sie feinfühlig und nehmen Sie auf die Gefühle des anderen Rücksicht.

  6. Formulierungen wie „Sie müssen unbedingt …“ oder „Sie dürfen auf keinen Fall …“ sollten Sie vermeiden. Das gibt dem Gesprächspartner das Gefühl, er habe gar keine andere Wahl und fühlt sich bevormundet. Nutzen Sie stattdessen Aussagen wie „man könnte“ oder „Haben Sie schon mal darüber nachgedacht?“.

  7. Tasten Sie sich langsam voran. Fallen Sie nicht mit der Tür ins Haus, sondern fangen Sie vorsichtig an. Wenn Sie merken, wie Ihr Gegenüber reagiert und mit Kritik umgehen kann, können Sie deutlicher werden. Beobachten Sie auch, ob man Ihnen Ihre Äußerungen langfristig nicht übel nicht, dann können Sie beim nächsten Gespräch umfangreichere Kritik üben.

  8. Entwickeln Sie einen Dialog und ermöglichen Sie Ihrem Gesprächspartner, seine Sicht der Dinge zu schildern und seine Meinung zu äußern.

6 Gesprächsschritte und Formulierungen

1. Positive Aspekte

Zum Einstieg in das Gespräch sollten Sie mit positiven Aspekten beginnen. Nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Ihr Chef freut sich über ein ernst gemeintes Lob. Nennen Sie aber nur Dinge, die Sie ehrlich meinen.

Ich weiß sehr zu schätzen, dass Sie ...

2. Beobachtung schildern

Wenn Sie Ihr Feedback kommunizieren, sprechen Sie aus der Ich-Perspektive. Formulieren Sie Ihr Anliegen in Form einer Beobachtung und bleiben Sie dabei sachlich.

Vermeiden Sie Anschuldigungen und Schuldzuweisungen. Beziehen Sie sich auf konkrete Situationen aus dem Alltag und beobachtetes Verhalten.

Gute Einstiegsmöglichkeiten können sein:

Mir ist aufgefallen / Ich habe bemerkt, dass ...

Mein Eindruck ist ...

Ich nehme Folgendes wahr ...

Während unseres Meetings zu Beginn des neuen Projekts haben Sie ...

Beschreiben Sie das Verhalten, keine interpretierten Eigenschaften.

  • Sagen Sie nicht: „Sie sind kontrollsüchtig“

  • Sagen Sie besser: „Sie fragen mich mehrmals täglich nach dem aktuellen Stand des neuen Projekts.“

3. Auswirkung

Schildern Sie die Auswirkungen, die die Situation oder das Verhalten auf Sie hat. Es ist eine Bewertung Ihrer Beobachtung und wie das Verhalten subjektiv auf Sie wirkt.

Erläutern Sie die Konsequenzen, die sich aus dem beobachteten Verhalten für das Unternehmen ergeben. Welche Schlüsse ziehen Sie aus Ihrer Wahrnehmung?

Formulieren Sie Ich-Botschaften. Ihren Standpunkt können Sie beispielsweise so beginnen:

Das hat auf mich ____ gewirkt ...

Ich hatte das Gefühl, dass ...

Ich empfinde das als … und fühle mich …

Ein konkretes Beispiel:

Ich habe bemerkt, dass wir durch die vielen einzelnen Schritte unsere Abläufe nicht optimal gestalten können und dadurch viel Zeit verloren geht. Dadurch häufen sich Überstunden und ich habe kaum freie Kapazität für mein anderes Projekt.

Durch die Überstunden komme ich immer erst sehr spät nach Hause, was zu Frustration führt.

4. Wunsch beziehungsweise Bitte

Formulieren Sie Ihre konkrete Bitte oder Ihren Wunsch, was sich an der Situation ändern soll. Teilen Sie mit, welches Verhalten Sie sich in der Zukunft wünschen und welche Veränderung Sie erwarten. Adressieren Sie einen Verbesserungsvorschlag oder einen Lösungsansatz an Ihren Chef und machen Sie deutlich, was Ihr Appell oder Ihre Erwartung ist.

Aus diesem Grund ist mein Wunsch / meine Bitte an Sie, …

Mir ist es wichtig, dass ...

5. Nutzen hervorheben und verdeutlichen

Heben Sie hervor, warum Ihr Vorschlag dem Unternehmen hilft und von Nutzen ist. Dies könnten Vorschläge zur Optimierung oder Alternativen sein. Sie sollten Ihr Feedback mit der Aussicht auf Verbesserung und allgemeinen Nutzen für das Team, das Unternehmen oder die Zusammenarbeit abgeben.

Wenn Sie den Wunsch, das Wohl des Unternehmens verbessern zu wollen, deutlich machen, nimmt dies den Druck Ihres Gesprächspartners, dass es an ihm liegt und er sich verbessern muss.

Das bringt Ihnen/ uns/ dem Unternehmen ...

6. Positiver Ausblick

Bedanken Sie sich am Ende des Feedbackgesprächs für die Offenheit und die Bereitschaft, dass sich Ihr Chef die Zeit genommen hat. Geben Sie einen positiven Ausblick für die Zukunft und bestärken Sie die weitere Zusammenarbeit.

Tipp

Benutzen Sie statt "Kritik" lieber das Wort "Feedback", das wirkt positiver auf das Gesprächsklima.

Welche Reaktionen auf Feedback sind normal?

Es ist völlig normal, unterschiedliche Reaktionen auf das Feedback, das man dem Chef gibt, zu erhalten. Manche Chefs sind dankbar für ehrliches Feedback und nehmen es gerne an, während andere eher verärgert oder beleidigt sind.

Es kommt ganz darauf an, wie dein Chef tickt und was für eine Beziehung Sie zueinander haben.

Wenn Sie unsicher sind, wie Ihr Chef auf Ihr Feedback reagieren wird, ist es am besten, vorsichtig zu sein und es ihm nicht ungefiltert zu sagen. Suchen Sie stattdessen nach einem geeigneten Zeitpunkt und Weg, um Ihr Feedback zu äußern.

Wie gehe ich mit negativen Reaktionen auf mein Feedback um?

Negative Reaktionen auf Feedback können schwierig zu handhaben sein. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Gedanken und Gefühle kommunizieren, aber auch respektvoll bleiben.

Einige Tipps, wie Sie mit negativen Reaktionen auf Feedback umgehen können:

  • Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Gedanken zu sammeln und Ihre Worte sorgfältig zu wählen.

  • Sprechen Sie ruhig und bestimmt. Halten Sie Augenkontakt und vermeiden Sie Gestik oder Mimik, die als Bedrohung oder Herausforderung interpretiert werden könnte.

  • Bleiben Sie höflich und respektvoll, auch wenn der andere Teil nicht so reagiert. Vermeiden Sie Beleidigungen oder persönliche Angriffe.

  • Bieten Sie Lösungsvorschläge an oder fragen Sie nach Lösungsvorschlägen des anderen Teils.

Fazit: Ein sachliches und konstruktives Feedback an den Chef hat Vorteile

Feedback sollte nicht nur einseitig sein. Es ist nicht nur von dem Chef an seine Mitarbeiter oder innerhalb eines Teams wichtig, sondern auch gegenüber Ihres Vorgesetzten. Wenn Sie das Feedback gut vorbereiten, sachlich mitteilen und einen Lösungsvorschlag vorbereiten, können Sie von einem Feedback an den Chef nur profitieren.

Von einem Feedback profitieren alle: Ihr Chef hat die Möglichkeit, sich zu entwickeln und zu verbessern. Im Gegenzug wird er Ihnen für Ihre Offenheit dankbar sein und Sie als Mehrwert anerkennen.

Jetzt, da Sie wissen, warum Feedback so wichtig ist, ist es an der Zeit, den Sprung zu wagen und Ihrem Chef mitzuteilen, was Sie denken.

Es kann etwas unangenehm sein, aber das Risiko lohnt sich. Wenn wir alle offen und ehrlich miteinander sind, können wir einander helfen, besser zu werden. Also gehen Sie raus und geben Sie Ihrem Chef das Feedback, das er benötigt!

Bild: (© Westend61 – stock.adobe.com)

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