Stellen Sie sich vor, der Gedanke an die Arbeit löst Unbehagen aus. Nicht wegen der Aufgaben – sondern wegen eines Kollegen oder gleich mehrerer. In solchen Situationen stellt sich oft die Frage, wie man mit schwierigen Arbeitskollegen umgehen sollte. Ein dauerhaft angespannter Umgang mit Arbeitskollegen kann belastend sein. So sehr, dass viele Arbeitnehmende irgendwann das Gefühl haben: Ich halte das nicht mehr aus – soll ich den Arbeitsplatz verlassen wegen Streit mit Kollegen?
In diesem Artikel erhalten Sie fundierte Orientierung, wie Sie mit Konflikten umgehen, was rechtlich zu beachten ist – und wann ein klarer Schnitt der richtige Weg sein kann.
Die Arbeitswelt bringt ganz unterschiedliche Persönlichkeiten zusammen. Dies kann bereichernd sein – oder zu Spannungen führen. Konflikte mit Kollegen entwickeln sich oft schleichend und können in verschiedenen Bereichen des Unternehmens oder Arbeitsumfelds auftreten.
Ein schnippischer Ton, ständiges Unterbrechen und wiederholte Abwertungen: Dabei spielt häufig die unterschiedliche Sicht der Beteiligten auf die Ursachen und Dynamik des Konflikts eine entscheidende Rolle.
Gegensätzliche Arbeitsweisen oder Kommunikationsstile
Missverständnisse über Zuständigkeiten
Persönliche Differenzen
Unterschiedliche Meinungen zu bestimmten Themen oder Vorgehensweisen
Wer Konflikte zu lange ignoriert, riskiert nicht nur die eigene Zufriedenheit, sondern auch langfristige Auswirkungen auf Gesundheit und Produktivität. Dabei ist zu beachten, dass Konflikte in ihrer Art sehr unterschiedlich sein können – von sachlichen Auseinandersetzungen bis hin zu persönlichen Kommunikationsstilen.
Viele Arbeitnehmende ertragen belastende Situationen erstaunlich lange – aus Angst vor Nachteilen, aus Pflichtgefühl oder weil sie „nicht auffallen“ wollen. Doch das tägliche Aushalten hat seinen Preis. Dauerhafte Spannungen mit Kollegen belasten die Psyche, führen zu Schlafstörungen, Gereiztheit und im schlimmsten Fall zu Burnout. Eine weitere Folge des dauerhaften Erduldens von Konflikten kann eine langfristige Verschlechterung des Arbeitsumfelds und der eigenen Karrierechancen sein.
Das eigene Wohlbefinden ist kein Luxus – sondern ein legitimer Anspruch. Wenn die Stimmung im Team ständig angespannt ist und Sie sich ausgelaugt fühlen, ist es an der Zeit, aktiv zu werden, denn das Ignorieren des Problems kann die Situation weiter verschärfen.
Bevor eine Kündigung im Raum steht, lohnt sich der Versuch, auf professioneller Ebene Grenzen zu setzen. Meiden Sie persönliche Gespräche und konzentrieren Sie sich auf sachliche Kommunikation. Achten Sie dabei besonders auf die Form Ihrer Äußerungen, denn eine respektvolle und klare Form der Kommunikation ist entscheidend für eine konstruktive Konfliktlösung. In Konfliktsituationen hilft eine selbstbewusste und klare Rede, um die eigenen Standpunkte deutlich zu machen und Missverständnisse zu vermeiden.
Ein paar hilfreiche Strategien:
Halten Sie belastende Vorfälle schriftlich fest
Suchen Sie frühzeitig das Gespräch mit Ihrer Führungskraft
Ziehen Sie gegebenenfalls den Betriebsrat oder die Personalabteilung hinzu
Reflektieren Sie, ob das Verhalten gezielt gegen Sie gerichtet ist oder ob es sich um strukturelle Probleme handelt
Grenzen setzen ist keine Schwäche – sondern Ausdruck von Selbstschutz und Klarheit.
So nachvollziehbar es auch ist – den Arbeitsplatz spontan zu verlassen, ist arbeitsrechtlich riskant. Eine unangekündigte Arbeitsverweigerung kann als Pflichtverletzung gewertet werden und zu einer Abmahnung oder fristlosen Kündigung führen.
Beachten Sie jedoch:
Dokumentieren Sie wiederkehrende Konflikte
Fordern Sie schriftlich ein klärendes Gespräch ein
Nur bei belegbarem Mobbing oder massiven Übergriffen kann eine fristlose Eigenkündigung tragfähig sein
Sollte der Arbeitgeber kündigen, prüfen Sie eine Kündigungsschutzklage – dies hat oft Erfolgsaussichten
Ein Urteil des Arbeitsgerichts Rheinland-Pfalz belegt: Wiederholte Konflikte im Betrieb können zur Kündigung führen – allerdings nur unter klar dokumentierten Umständen.
Wer den Arbeitsplatz eigenmächtig verlässt, riskiert ernsthafte Konsequenzen. Auch wenn der Streit mit einem Kollegen oder einer Kollegin emotional belastend ist, gilt für jeden Arbeitnehmer die Pflicht, seine Arbeitspflicht zu erfüllen. Ein unbegründetes Fernbleiben vom Arbeitsplatz wird vom Arbeitgeber als Pflichtverletzung gewertet und kann weitreichende Folgen haben.
Zu den häufigsten Konsequenzen zählen:
Abmahnung: Der Arbeitgeber spricht eine Abmahnung aus, um auf das Fehlverhalten hinzuweisen und den Arbeitnehmer zur Einhaltung seiner Pflichten zu ermahnen.
Ordentliche Kündigung: Bei wiederholten oder schwerwiegenden Pflichtverletzungen kann eine ordentliche Kündigung ausgesprochen werden. Das bedeutet, das Arbeitsverhältnis wird unter Einhaltung der gesetzlichen oder vertraglichen Fristen beendet.
Fristlose Kündigung: In besonders gravierenden Fällen, etwa wenn der Arbeitnehmer ohne jede Rücksprache und ohne nachvollziehbaren Grund den Arbeitsplatz verlässt, kann sogar eine fristlose Kündigung erfolgen. Hier endet das Arbeitsverhältnis sofort – mit allen negativen Folgen für den Arbeitnehmer.
Um solche Konsequenzen zu vermeiden, sollten Sie sich stets an die geltenden Regeln und Vorschriften im Unternehmen halten. Im Konfliktfall ist es ratsam, das Gespräch mit dem Vorgesetzten oder der Personalabteilung zu suchen, anstatt eigenmächtig zu handeln. So schützen Sie sich vor unnötigen Risiken und wahren Ihre Rechte als Arbeitnehmer.
Manchmal lässt sich ein belastetes Arbeitsverhältnis nicht mehr reparieren. Wenn alle Versuche zur Klärung gescheitert sind und die Situation dauerhaft zermürbend wirkt, ist ein Wechsel eine sinnvolle Option. Wichtig ist dabei: Verlassen Sie den Betrieb mit einer klaren Strategie.
Beachten Sie dabei:
Kündigen Sie fristgerecht und schriftlich
Wahren Sie einen professionellen Ton, auch im Abschied
Prüfen Sie Möglichkeiten wie Versetzung oder internen Wechsel
Ziehen Sie bei Unsicherheit juristische Beratung hinzu
Sich zu trennen bedeutet nicht, zu verlieren. Es kann ein selbstbestimmter Neuanfang sein – mit besseren Bedingungen und größerer Wertschätzung.
Auch wenn Konflikte schwer auszuhalten sind – sie zeigen, wo Grenzen erreicht werden. Wer gelernt hat, für sich einzustehen und mit schwierigen Menschen umzugehen, nimmt daraus wertvolle Kompetenzen mit.
Dabei gilt: Sie sind nicht verantwortlich für das Verhalten anderer. Ihre Verantwortung liegt darin, für sich selbst einzustehen – mit Respekt gegenüber sich selbst und anderen.
Wenn Sie spüren, dass Ihre Energie durch dauerhafte Spannungen schwindet, sind Sie nicht allein. Viele Arbeitnehmende erleben Ähnliches. Wichtig ist, nicht im Stillstand zu verharren – sondern aktiv für eine Veränderung zu sorgen.
Dauerhafter Streit mit Kollegen ist kein Schicksal, das man hinnehmen muss. Wenn sich die Situation nicht klären lässt, kann ein Arbeitsplatzwechsel die richtige Entscheidung sein. Aber verlassen Sie Ihren Arbeitsplatz mit Bedacht und rechtlicher Absicherung.
Sorgen Sie für Dokumentation, klären Sie Ihre Rechte als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer und holen Sie sich Unterstützung, wenn nötig. Denn der Weg zu einem besseren Arbeitsplatz beginnt oft mit einem klaren „Stopp – so nicht mehr.“
Bild: (© Dexon Dee – stock.adobe.com)
Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:
Damit Sie den Überblick über alle wichtigen Jobs behalten, können Sie Jobs als Favoriten markieren.
Die Jobangebote bleiben hier gespeichert.