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In Deutschland regelt das Arbeitsrecht die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern in vielen Bereichen, auch während einer Krankheitsphase. Eine häufige Frage lautet: Darf der Arbeitgeber während Krankheit Kontakt aufnehmen? Die Unsicherheit darüber, wie viel Kontakt erlaubt ist und ob Arbeitnehmer während der Krankheit erreichbar sein müssen, ist groß. Arbeitnehmer wollen sich erholen, ohne ständig erreichbar sein zu müssen, doch Arbeitgeber benötigen oft wichtige Informationen.
Dieser Artikel beleuchtet die rechtlichen Grundlagen, Pflichten und Rechte beider Seiten und gibt praktische Tipps, wie Arbeitnehmer und Arbeitgeber mit dieser Situation umgehen können.
Rechtliche Grundlagen: Darf der Arbeitgeber während Krankheit Kontakt aufnehmen?
Das deutsche Arbeitsrecht regelt klar, dass Arbeitnehmer im Falle einer Arbeitsunfähigkeit nicht verpflichtet sind, für ihren Arbeitgeber erreichbar zu sein. Sobald der Arbeitnehmer eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung eingereicht hat, gilt er als arbeitsunfähig und ist von seinen Arbeitsverpflichtungen befreit. Die Krankmeldung dient als offizielle Information, dass der Arbeitnehmer vorübergehend seine Tätigkeit nicht ausüben kann.
Gesetzliche Regelung zur Erreichbarkeit
Im Arbeitsrecht ist nicht ausdrücklich festgelegt, dass der Arbeitnehmer während einer Erkrankung am Telefon erreichbar sein muss oder auf E-Mails reagieren sollte.
Es gibt jedoch Ausnahmen, in denen der Arbeitgeber das Recht hat, Kontakt aufzunehmen:
Wenn eine dringende Frage geklärt werden muss, die den laufenden Betrieb betrifft und nicht bis zur Rückkehr des Mitarbeiters warten kann.
In Fällen, in denen bestimmte Informationen oder Zugangsdaten fehlen, die nur der erkrankte Mitarbeiter hat.
Diese Fälle sollten jedoch Ausnahmen bleiben, da ein häufiger Kontaktversuch durch den Arbeitgeber als Belästigung oder sogar als Mobbing wahrgenommen werden kann.
Pflichten und Rechte des Arbeitnehmers während der Krankheit
Als Arbeitnehmer sind Sie während einer Krankheit nicht verpflichtet, auf Anrufe oder E-Mails des Arbeitgebers zu antworten.
Hier sind die zentralen Rechte im Krankheitsfall:
Recht auf Nichterreichbarkeit: Der Arbeitnehmer ist nicht verpflichtet, telefonisch oder per E-Mail erreichbar zu sein. Er kann auch nicht gezwungen werden, in sein Büro oder nach Hause bestellte Dokumente zu versenden.
Wahl des Aufenthaltsorts: Ein Arbeitnehmer muss sich nicht an einem bestimmten Ort aufhalten, wie etwa ausschließlich im Bett oder zu Hause, es sei denn, der Arzt hat dies ausdrücklich angeordnet.
Pflicht zur Vorlage der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung: Diese Bescheinigung gibt dem Arbeitgeber Sicherheit darüber, dass die Krankmeldung offiziell ist und der Arbeitnehmer vorübergehend nicht arbeiten kann.
Praktischer Umgang mit Kontaktaufnahmeversuchen
Wenn Ihr Chef dennoch anruft, steht es Ihnen frei, nicht ans Telefon zu gehen. Alternativ können Sie in einer E-Mail mitteilen, dass Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage sind, dienstliche Anfragen zu bearbeiten. Dies kann verhindern, dass der Arbeitgeber wiederholt anruft oder nachfragt.
Kontaktaufnahme durch den Arbeitgeber: Wann und wie oft ist sie erlaubt?
Arbeitgeber dürfen in Ausnahmefällen versuchen, den Arbeitnehmer zu kontaktieren. Doch wie viel Kontakt ist wirklich erlaubt?
Zulässige Kontaktaufnahme bei dringenden Angelegenheiten
Der Arbeitgeber darf den Arbeitnehmer nur bei dringenden dienstlichen Fragen kontaktieren, wenn diese Fragen nicht warten können.
Dies könnte der Fall sein, wenn:
Ein Dokument oder eine Zugangsinformation dringend benötigt wird, die nur der erkrankte Arbeitnehmer hat.
Ein Projekt abgeschlossen werden muss und wichtige Informationen fehlen.
Unzulässige Anforderungen
Der Arbeitgeber darf nicht erwarten, dass der Arbeitnehmer während seiner Krankheit Aufgaben erledigt oder seine Arbeitsleistung erbringt. Sollte der Arbeitnehmer zu Tätigkeiten aufgefordert werden, die über das Beantworten einer kurzen Frage hinausgehen, könnte dies als eine Verletzung des Arbeitsrechts betrachtet werden.
Arbeitnehmer sind in der Regel krankgeschrieben, weil sie Ruhe und Erholung benötigen. Ein ständiges Gefühl der Erreichbarkeit oder die Sorge um die Reaktion des Arbeitgebers kann die Genesung verzögern oder den Gesundheitszustand verschlimmern.
Die häufigsten psychischen und physischen Folgen sind:
Stress und Unruhe, da sich Arbeitnehmer nicht vollständig erholen können und sich gezwungen fühlen, auf Kontaktversuche zu reagieren.
Verstärkung von Symptomen wie Kopfschmerzen oder Schlafstörungen, die durch die ständige Erreichbarkeit verschärft werden können.
Beeinträchtigung des Heilungsprozesses, da Arbeitnehmer möglicherweise das Gefühl haben, sie müssten auf E-Mails oder Anrufe reagieren, anstatt sich zu schonen.
Tipps für Arbeitnehmer: So gehen Sie mit Kontaktversuchen um
Gesundheit priorisieren: Wenn Sie krank sind, sollten Sie sich vorrangig um Ihre Gesundheit kümmern. Lassen Sie Ihr E-Mail-Postfach unbeachtet und halten Sie Ihr Telefon lautlos, um sich ganz auf Ihre Genesung zu konzentrieren.
Kurze Antwort bei dringenden Anfragen: Wenn eine dringende Frage des Arbeitgebers Ihre Genesung nicht beeinträchtigt, können Sie darauf eingehen. Weisen Sie jedoch darauf hin, dass Sie offiziell krankgeschrieben sind und keine weiteren Anfragen beantworten können.
Klarheit schaffen: Falls der Arbeitgeber oder Vorgesetzte mehrmals anruft oder schreibt, kann eine klare Nachricht helfen. Schreiben Sie eine kurze E-Mail, dass Sie zurzeit erkrankt sind und keine dienstlichen Anfragen bearbeiten können.
Krankheit und Arbeitnehmerrechte: Welche Rechte haben Arbeitgeber?
Auch Arbeitgeber haben Rechte und Pflichten, die sie beachten müssen, wenn ein Mitarbeiter krank ist. Sie dürfen sich vergewissern, dass der Mitarbeiter tatsächlich krankgeschrieben ist und können in Ausnahmefällen nachfragen, ob eine bestimmte Information benötigt wird.
Umgang des Arbeitgebers mit der Abwesenheit
Ein guter Arbeitgeber wird die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung respektieren und Maßnahmen ergreifen, um die Abwesenheit des Mitarbeiters zu kompensieren, ohne ihn während der Krankheit zu belasten.
Einige Arbeitgeber gehen so weit, dass sie einen Vertreter benennen, der die Aufgaben des erkrankten Mitarbeiters übernimmt, damit dieser in Ruhe genesen kann. Ein gesunder und erholter Mitarbeiter bringt dem Unternehmen langfristig mehr als einer, der sich gestört fühlt und nicht vollständig gesund zur Arbeit zurückkehrt.
Fazit: Krankheit und Arbeitnehmerrechte im Einklang
Die Frage „Darf der Arbeitgeber während Krankheit Kontakt aufnehmen?“ lässt sich somit beantworten: Ja, aber nur in Ausnahmefällen und bei wirklich dringenden Anliegen. Arbeitnehmer haben das Recht, sich zu schonen und müssen nicht erreichbar sein. Arbeitgeber hingegen sollten Rücksicht auf die Gesundheit des Mitarbeiters nehmen und die Abwesenheit durch Krankmeldung respektieren.
Eine gute Kommunikation und gegenseitiges Verständnis können oft helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Arbeitnehmer sollten sich ihrer Rechte bewusst sein, insbesondere in Fällen, in denen sie das Gefühl haben, dass ihre Genesung durch Kontaktversuche beeinträchtigt wird.
Fragen und Antworten
Darf mein Chef mich besuchen, wenn ich krank bin?
Arbeitgeber sollten im Allgemeinen von Hausbesuchen bei erkrankten Mitarbeitern absehen, da dies als Eingriff in die Privatsphäre angesehen werden kann. Unangekündigte Besuche sind unüblich und könnten als Belästigung wahrgenommen werden. Arbeitnehmer sind nicht verpflichtet, ihren Arbeitgeber in ihre Wohnung zu lassen.
Bin ich dazu verpflichtet, ans Telefon zu gehen, wenn ich krankgeschrieben bin?
Nein, während einer Krankschreibung sind Sie nicht verpflichtet, Anrufe von Ihrem Arbeitgeber anzunehmen. Ihre Gesundheit steht im Vordergrund, und Sie haben das Recht, sich auf Ihre Genesung zu konzentrieren. Es gibt keine Verpflichtung zur telefonischen Erreichbarkeit während der Arbeitsunfähigkeit.
Bin ich verpflichtet, meinen Arbeitgeber zurückzurufen, wenn ich krank bin?
Während einer Krankschreibung sind Sie nicht verpflichtet, Ihren Arbeitgeber zurückzurufen. Ihre vorrangige Aufgabe besteht darin, sich zu erholen. Es gibt keine gesetzliche Verpflichtung, während der Krankheit für den Arbeitgeber erreichbar zu sein.
Kann man gekündigt werden, wenn man krankgeschrieben ist und draußen gesehen wird?
Ein Aufenthalt im Freien während einer Krankschreibung führt nicht automatisch zu einer Kündigung. Wichtig ist, dass Sie sich erholungsfördernd verhalten und die Anweisungen Ihres Arztes befolgen. Nur wenn Ihr Verhalten die Genesung verzögert oder gefährdet, könnten arbeitsrechtliche Konsequenzen drohen. Jeder Fall sollte individuell betrachtet werden, und im Zweifel ist es ratsam, rechtlichen Rat einzuholen.
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