Einen Jobwechsel aus einer Festanstellung heraus zu wagen, erfordert Diskretion und sorgfältige Planung – insbesondere dann, wenn der aktuelle Chef nichts davon erfahren soll. Der Gedanke „Was passiert, wenn mein Chef von meiner Bewerbung erfährt?“ lässt viele Arbeitnehmer zögern, den ersten Schritt Richtung Jobwechsel zu machen. Doch mit der richtigen Strategie lassen sich Risiken minimieren und Chancen maximieren. Es ist wichtig, dass Sie darauf achten, Ihre Bewerbung vertraulich zu behandeln, um unangenehme Situationen zu vermeiden.
In diesem Artikel erhalten Sie umfassende Tipps, wie Sie Ihre Bewerbung vertraulich behandeln, den Bewerbungsprozess organisieren und was Sie tun können, falls Ihr Chef doch Wind von Ihrer Jobsuche bekommt.
Die Gründe für einen Jobwechsel können vielfältig sein. Viele Arbeitnehmer reflektieren regelmäßig über ihre berufliche Zukunft.
Hier sind einige der häufigsten Beweggründe für eine Bewerbung aus der Festanstellung:
Das toxische Arbeitsklima, die mangelnde Anerkennung oder fehlende Entwicklungsmöglichkeiten können dazu führen, dass Sie sich nach einer neuen Herausforderung umsehen. Der Wunsch nach mehr Erfüllung im Arbeitsalltag spielt dabei oft eine zentrale Rolle.
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Wer sich im Vergleich zu Branchenkollegen unterbezahlt fühlt, sieht in einem Jobwechsel häufig die Chance auf ein besseres Gehalt. Ein Wechsel kann es ermöglichen, den eigenen Marktwert zu steigern und bessere finanzielle Konditionen auszuhandeln.
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Langeweile auf der Arbeit oder Routine im Job sind ebenfalls häufige Gründe für einen Jobwechsel. Manche Arbeitnehmer suchen bewusst eine Position mit neuen Aufgaben, um den Arbeitsalltag spannender zu gestalten und sich beruflich weiterzuentwickeln.
Lange Pendelzeiten können belastend sein und zur Motivation für einen Jobwechsel werden. Ein Arbeitsplatz näher am Wohnort bedeutet oft eine Verbesserung der Work-Life-Balance.
Diskretion ist das A und O bei der Jobsuche aus einer ungekündigten Festanstellung.
Hier sind einige wesentliche Tipps, wie Sie Ihre Bewerbung vertraulich behandeln:
Sofern möglich, sollten Sie so wenige Personen wie möglich in Ihren Bewerbungsprozess einweihen. Jeder, der davon weiß, könnte unbeabsichtigt etwas preisgeben, das zu Ihrem aktuellen Arbeitgeber zurückfinden könnte.
Trennen Sie Ihre Bewerbungsvorbereitungen strikt von Ihrem derzeitigen Arbeitsplatz. Nutzen Sie Ihre private E-Mail-Adresse und planen Sie Bewerbungsgespräche nach Möglichkeit außerhalb Ihrer Arbeitszeiten. So verhindern Sie, dass Kollegen oder Ihr Chef Verdacht schöpfen.
In Zeiten von sozialen Netzwerken können Veränderungen im Profil oder plötzlich erhöhte Netzwerkaktivitäten Verdacht erregen. Achten Sie darauf, keine Informationen über Ihren Jobwechsel online zu teilen und passen Sie gegebenenfalls die Privatsphäreeinstellungen an.
Ein Sperrvermerk in der Bewerbung kann helfen, sicherzustellen, dass Ihre Unterlagen vertraulich behandelt werden. Doch was genau bedeutet das?
Der Sperrvermerk ist eine kurze, eindeutige Anmerkung in Ihrem Anschreiben, dass Ihre Bewerbung vertraulich zu behandeln ist. Formulierungen wie „Bitte behandeln Sie meine Bewerbung vertraulich“ oder „Bitte berücksichtigen Sie, dass ich mich aus einem ungekündigten Arbeitsverhältnis bewerbe“ weisen den potenziellen Arbeitgeber darauf hin, diskret zu sein.
Vermeiden Sie es, Ihren derzeitigen Arbeitgeber namentlich zu erwähnen. Allgemeine Angaben zu Branche und Position reichen oft aus und reduzieren das Risiko, dass Informationen weitergegeben werden, die Ihre aktuelle Jobsituation gefährden könnten.
Eine transparente und ehrliche Darstellung der Gründe, warum Sie eine neue Stelle suchen, kann im Anschreiben Ihr Engagement und Ihre Motivation für den neuen Job unterstreichen. Dies hilft, Vertrauen aufzubauen, ohne dass der potenzielle Arbeitgeber den Drang verspürt, Nachforschungen über Ihre aktuelle Position anzustellen.
Der Lebenslauf sollte nur die nötigsten Informationen zu Ihrem derzeitigen Job enthalten. Verwenden Sie eher allgemeine Beschreibungen, um die Vertraulichkeit zu wahren, und achten Sie auf ein professionelles und diskretes Layout.
Ein Vorstellungsgespräch während der Arbeitszeit kann kritisch sein, da es auffällig ist, häufig Termine wahrzunehmen oder private Telefongespräche während der Arbeitszeit zu führen. Die besten Zeiten für Bewerbungsgespräche sind die Mittagspause oder nach der regulären Arbeitszeit. Besprechen Sie mit potenziellen neuen Arbeitgebern flexible Gesprächszeiten, die zu Ihrer aktuellen Situation passen.
Kündigen Sie erst dann, wenn Sie eine feste Zusage für die neue Stelle haben und der Arbeitsvertrag unterschrieben ist. Damit stellen Sie sicher, dass der Übergang reibungslos verläuft und Sie keine Lücke im Lebenslauf riskieren. Falls Ihr Chef dennoch von der Bewerbung erfährt, ist es ratsam, ehrlich und offen zu sein und die Gründe sachlich zu erläutern.
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Eine Bewerbung während des laufenden Arbeitsverhältnisses birgt verschiedene Risiken.
Hier sind einige der größten Herausforderungen:
Falls der Chef von der Bewerbung erfährt, könnte dies das Arbeitsklima und Ihre Rolle im Unternehmen beeinträchtigen. In einigen Fällen führt dies sogar zu verschlechterten Arbeitsbedingungen oder schwächerer Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte.
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Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) bietet Bewerbern in Deutschland einen umfassenden Schutz in Bezug auf ihre persönlichen Daten. Arbeitgeber sind verpflichtet, die Vertraulichkeit der Bewerbungsunterlagen zu wahren und dürfen diese ausschließlich für den Zweck des Bewerbungsprozesses verwenden. Ein potenzieller neuer Arbeitgeber darf ohne die ausdrückliche Zustimmung des Bewerbers keine Daten weitergeben oder den aktuellen Arbeitgeber kontaktieren, um Informationen über den Bewerber einzuholen. Dies würde einen Verstoß gegen die DSGVO darstellen. Weder der neue noch der aktuelle Arbeitgeber dürfen Informationen über den Bewerber austauschen. Bewerber sollten sich dieser Rechte bewusst sein und bei Unsicherheiten rechtlichen Rat einholen, um bei Verstößen ordentlich handeln zu können.
Auch wenn der Bewerbungsprozess an sich aufregend sein kann, gilt es, diskret und professionell zu bleiben:
Verwenden Sie weder Arbeitszeit noch -geräte, um sich zu bewerben. Dies könnte nicht nur Misstrauen erregen, sondern auch gegen Unternehmensrichtlinien verstoßen.
Auch wenn Sie bereits mit einem Fuß im neuen Job stehen, sollten Sie weiterhin Ihre Aufgaben verantwortungsbewusst erfüllen und Ihr Engagement zeigen. Dies sichert Ihnen ein gutes Arbeitszeugnis und lässt Ihren Wechsel professionell wirken.
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Wenn die Zusage für den neuen Job kommt, ist es an der Zeit, sich auf den Übergang vorzubereiten:
Ein Kündigungsschreiben sollte klar, professionell und höflich formuliert sein. Nutzen Sie Formulierungen, die Ihre Dankbarkeit für die bisherige Zusammenarbeit ausdrücken und signalisieren Sie Bereitschaft, den Übergang zu erleichtern.
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Teilen Sie Ihre neuen beruflichen Pläne nur den notwendigsten Personen mit. Je diskreter Sie den Übergang gestalten, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zu unnötigen Spannungen kommt.
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Ein Jobwechsel aus der Festanstellung bietet viele Chancen, birgt aber auch Risiken. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen und diskreten Bewerbung liegt in der Organisation und im bewussten Umgang mit Informationen. Mit einem Sperrvermerk und professionell gestalteten Bewerbungsunterlagen lassen sich Risiken minimieren. Auch im Vorstellungsgespräch sowie bei der Kündigung ist Diskretion gefragt.
Ein neuer Job kann neue Perspektiven eröffnen und persönliche Zufriedenheit bringen – es ist jedoch wichtig, den Bewerbungsprozess professionell zu gestalten und die Bewerbung diskret zu behandeln.
Bild: (© motortion – stock.adobe.com)
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